Prüfungsstress, Lernen, Koffein, Darmaktivität

Das Prüfungs-Diarrhoe-Syndrom

25. Oktober 2025
Autorin: Johanna Weiß

Prüfungsphasen sind für viele Studierende mit erheblichem Stress verbunden. Das sogenannte Prüfungs-Diarrhoe-Syndrom beschreibt ein häufig beobachtetes, typisches Beschwerdebild. Die „Inzidenz“ liegt humorvoll geschätzt zwischen 1:1 und 1:10 – abhängig von Fach, Prüfungsform (mündlich oder schriftlich) und Prüferpersönlichkeit.

Prüfungsstress

Pathogenese

Mit Annäherung des Prüfungstermins steigt die Lernmotivation deutlich an, verbunden mit einer Verschiebung der Interessen. Freizeitaktivitäten wie Treffen mit Freunden, Ausgehen oder Fernsehen verlieren an Bedeutung. Der Schreibtisch wird zum zentralen Lebensort. Dieser Zustand ist in der Regel reversibel.

Ein erhöhter Kaffeekonsum führt häufig zu einer Störung des Tag-Nacht-Rhythmus. Lerneinheiten bis spät in die Nacht und spätes Aufstehen sind typisch. Seltener zeigt sich ein gegenteiliger Rhythmus mit frühem Aufstehen und frühzeitigem Schlafengehen.

Stresshormone wie Adrenalin und Kortisol steigen messbar an. In Kombination mit der stimulierenden Wirkung des Koffeins kommt es zu einer gesteigerten Darmaktivität – mit erhöhter Frequenz der Toilettengänge (vgl. Abschnitt Klinik).

Klinik

Das klinische Erscheinungsbild ist charakteristisch. Häufig finden sich Hautunreinheiten, blasse Gesichtsfarbe und dunkle Augenringe. Schlafmangel zeigt sich durch Spuren spontanen Einschlafens am Schreibtisch – gelegentlich mit Abdrücken von Papier oder Notizzetteln auf Stirn und Wange.

Parallel dazu steigt der Kaffeekonsum, was die Toilettennutzung intensiviert. In Wohngemeinschaften kann dies zu Konflikten über die Badezimmernutzung führen. Empfehlenswert ist daher eine präventive Absprache mit Mitbewohnenden.

Ein weiterer typischer Befund ist das sogenannte Lernbäuchlein, verursacht durch unregelmäßige Nahrungsaufnahme und vermehrte Snackzufuhr. Kurz vor der Prüfung kehrt sich dieses Verhalten oft in Appetitlosigkeit, Übelkeit und allgemeines Unwohlsein um. Hinzu kommen häufig vegetative Symptome wie Mundtrockenheit, kaltschweißige Hände und Schwindel – sichere Hinweise auf die unmittelbar bevorstehende Prüfung. In dieser Phase ist die Kommunikationsfähigkeit meist auf das Prüfungsumfeld beschränkt.

Diagnostik

Die Diagnose ergibt sich in der Regel aus dem klinischen Bild. Ergänzend können der Prüfungskalender, eine Anamnese zu Kaffeekonsum und eine Beobachtung der Toilettengangsfrequenz herangezogen werden. In Zweifelsfällen liefert die Kombination aus nervösem Verhalten und ständiger Tasse Kaffee einen zusätzlichen Hinweis.

Therapie

Zentral ist die ausreichende Bereitstellung geeigneter Lernmaterialien. Unterstützend wirken Schlaf, Schokolade und soziale Zuwendung. Kurze Unterbrechungen des Lernalltags – etwa durch Spaziergänge oder Gespräche mit Freunden – können die Leistungsfähigkeit stabilisieren.

Die Dosis ist dabei entscheidend: Übermäßiges Ausgehen mindert die Lernleistung. Ein stabiler Kaffeebestand ist empfehlenswert, um akute Müdigkeitssymptome zu überbrücken. Diese Maßnahmen sind jedoch rein unterstützend. Eine vollständige Heilung tritt ausschließlich nach erfolgreich bestandener Prüfung ein.

Prognose

Bei angemessener Vorbereitung ist die Prognose günstig. Die Erfolgsquote liegt erfahrungsgemäß bei über 90 %. In den meisten Fällen werden Noten im Bereich von eins bis drei erzielt. Eine vier kann als funktionelles Behandlungsergebnis gelten – sie ermöglicht das Weiterkommen im Studium und beendet das akute Syndrom zuverlässig.

Weiterführende Literatur