Facharztausbildung - Fachweiterbildung

Gefäßchirurgie

30. Oktober 2025
Redaktion ichbinarzt.de

Die Gefäßchirurgie befasst sich mit der Diagnostik, Behandlung und Nachsorge von Erkrankungen und Verletzungen des arteriellen, venösen und lymphatischen Gefäßsystems. Sie kombiniert minimalinvasive endovaskuläre Techniken mit klassischen offenen Eingriffen und rekonstruktiven Verfahren. Die Weiterbildungsdauer beträgt 72 Monate.

Sepiafarbene medizinische Illustration eines menschlichen Beins ab mittlerem Oberschenkel bis unterhalb des Knies. Die Oberschenkelarterie ist rot hervorgehoben, die Vene blau. Ein endovaskulärer Stent liegt in der Arteria femoralis. Kein Intimbereich abgebildet.

Oberschenkelgefäße mit endovaskulärem Stent

Arbeitsbereiche und Versorgungsschwerpunkte

Gefäßchirurgie umfasst das gesamte Spektrum der arteriellen und venösen Versorgung, einschließlich Aneurysma-Therapie, Behandlung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit, Versorgung von Gefäßverletzungen, venöser Insuffizienz und Dialysezugängen. Zwei zentrale Felder prägen den Alltag: die interventionelle Endovaskularchirurgie und die offene rekonstruktive Gefäßchirurgie.

Wesentliche Schnittstellen bestehen zu Radiologie (insbesondere interventionelle Radiologie), Kardiologie, Diabetologie, Angiologie, Anästhesiologie und Intensivmedizin. Die Tätigkeit schließt präoperative Diagnostik, perioperative Behandlung, postoperative Überwachung sowie langfristige Nachsorge ein.

Zu den typischen Krankheitsbildern zählen arterielle Verschlusskrankheiten, Aneurysmen, venöse Thrombosen, chronische venöse Insuffizienz, Gefäßverletzungen, Lymphabflussstörungen und Komplikationen bei Dialysezugängen. Das Tätigkeitsspektrum reicht von konservativen Maßnahmen über endovaskuläre Interventionen wie Stent-Implantationen und Ballonangioplastien bis zu offenen gefäßchirurgischen Operationen wie Bypass-Chirurgie oder Endarteriektomie.

Zusätzlich umfasst das Fach die Betreuung von Patientinnen und Patienten mit diabetischem Fußsyndrom, postoperativer Rehabilitation und sekundärer Prophylaxe.

Dauer und Struktur der Facharztausbildung

Die Facharztweiterbildung Gefäßchirurgie dauert 72 Monate und basiert auf der WBO 2020. Sie vermittelt umfassende operative und interventionelle Fähigkeiten, die Behandlung komplexer Gefäßpatientinnen und -patienten sowie Kompetenzen in der perioperativen und intensivmedizinischen Versorgung.

Verbindlich vorgegeben sind:

  • 48 Monate Gefäßchirurgie
  • 6 Monate Notfallaufnahme
  • 6 Monate Intensivmedizin
  • bis zu 12 Monate können in anderen chirurgischen Fächern angerechnet werden

Die Weiterbildung erfolgt an befugten Weiterbildungsstätten mit strukturierter Kompetenzvermittlung in endovaskulären, offenen und hybriden Verfahren.

Anzahl Ärztinnen und Ärzte im Fachgebiet

In Deutschland sind knapp 2 000 berufstätige Ärztinnen und Ärzte der Gefäßchirurgie tätig. Damit zählt die Gefäßchirurgie zu den mittelgroßen chirurgischen Disziplinen mit hoher Spezialisierungsdichte.
Ein großer Teil arbeitet stationär in Gefäß- und Endovaskulären Zentren, ein wachsender Anteil ambulant in spezialisierten Praxen und MVZ.

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Spezialisierungsmöglichkeiten

Gefäßchirurgie ist interdisziplinär ausgerichtet. Das Tätigkeitsfeld umfasst diagnostische, interventionelle, operative und koordinierende Aufgaben in unterschiedlichen Versorgungsstrukturen.
Einsatzorte sind Kliniken der Grund-, Regel- und Maximalversorgung, zertifizierte Gefäßzentren, operative Praxen und ambulante medizinische Versorgungszentren.

Stationär dominieren komplexe Gefäßrekonstruktionen, Aneurysma-Chirurgie, Gefäßtrauma-Behandlung und perioperative Intensivmedizin. Ambulant stehen endovaskuläre Eingriffe, Diagnostik, Wundversorgung und postoperative Betreuung im Vordergrund. Forschung findet zu vaskulären Implantaten, endovaskulären Verfahren und Gefäßregistern statt.

Nach Abschluss der Facharztweiterbildung bestehen mehrere Wege zur fachlichen Vertiefung. Diese Spezialisierungen orientieren sich an klinischen Schwerpunkten, interventionellen Techniken oder interdisziplinären Bereichen. Beispiele sind:

  • Endovaskuläre Gefäßmedizin
  • Rekonstruktive Gefäßchirurgie
  • Gefäßtraumatologie
  • Phlebologie
  • Gefäßzugangs-Chirurgie (Dialyse)

Perspektiven und Versorgungssituation

Die Gefäßchirurgie hat eine zentrale Funktion in der Versorgung eines zunehmend älteren und multimorbiden Patientenkollektivs. Die steigende Prävalenz von Gefäßerkrankungen, Diabetes und Adipositas führt zu einer konstant hohen Versorgungsnachfrage.

Neben stationären Hochleistungs-Gefäßzentren gewinnt die ambulante interventionelle Gefäßmedizin weiter an Bedeutung. Moderne Hybrid-OP-Säle, minimalinvasive Techniken und postoperative interdisziplinäre Konzepte prägen die zukünftige Versorgung.

Zusammenfassend: Die Gefäßchirurgie verbindet endovaskuläre Verfahren, offene Rekonstruktionen und hybride Eingriffe zur Behandlung von Gefäßerkrankungen. Die Weiterbildung dauert 72 Monate gemäß WBO 2020 und umfasst definierte Rotationen in Notfall- und Intensivmedizin. Das Fach bietet ein breites operatives und interventionelles Spektrum, klare Spezialisierungsoptionen und stabile berufliche Perspektiven.

Weiterführende Links

Arterielle Erkrankungen, Venenerkrankungen, Endovaskuläre Therapie, Aneurysma, Bypasschirurgie