Warum Feuerwerk Krankenhäuser überlastet

Silvester ohne Böller

24. September 2025
Katia Marie Göbel

Feuerwerk gehört für viele zum Jahreswechsel. Doch jedes Jahr kommt es zu zahlreichen Verletzungen, überlasteten Notaufnahmen und erheblichen Belastungen für das Gesundheitssystem.

Silvester gilt als Nacht der Freude – für Krankenhäuser ist es eine der stressigsten Nächte des Jahres. Verletzungen durch Raketen und Böller sorgen regelmäßig für volle Notaufnahmen. In Zeiten knapper Betten und fehlendem Personal, wie während der Corona-Pandemie, verschärfen Feuerwerksunfälle die Situation zusätzlich. Ein Blick auf Zahlen, Erfahrungen und Alternativen zeigt, warum ein Böllerverbot medizinisch sinnvoll ist.

Feuerwerk und Verletzungen: Jedes Jahr das Gleiche

Feuerwerkskörper verursachen in jeder Silvesternacht zahlreiche Unfälle. Typische Verletzungen sind:

  • Verbrennungen an Händen, Gesicht und Oberkörper
  • Handverletzungen bis hin zu abgetrennten Fingern
  • Augenverletzungen durch Splitter oder Raketen
  • Hörschäden wie geplatzte Trommelfelle
  • in Einzelfällen sogar lebensgefährliche Verletzungen

Allein im Unfallkrankenhaus Berlin werden an Silvester zwischen 30 und 70 Verletzte behandelt. Deutschlandweit sind es mehrere Tausend. Besonders häufig betroffen sind Männer im Alter zwischen 15 und 35 Jahren, aber auch Kinder.

Kliniken unter Druck

Krankenhäuser müssen für die Silvesternacht besondere Vorkehrungen treffen. Dazu gehören:

  • zusätzliches Personal im OP- und Notaufnahmedienst

  • frei gehaltene Operationssäle, um Verletzungen sofort versorgen zu können

  • verstärkte Zusammenarbeit mit Feuerwehr und Rettungsdiensten

Diese Maßnahmen binden Ressourcen, die andernorts fehlen. In einer ohnehin angespannten Versorgungslage sind zusätzliche Feuerwerksverletzte für viele Kliniken kaum noch zu stemmen.

Pandemie und Feuerwerk: eine gefährliche Kombination

Die Corona-Pandemie hat die Belastung der Kliniken verdeutlicht: verschobene Operationen, aufgeschobene Behandlungen, Rettungswagen, die abgewiesen werden müssen. Feuerwerksverletzte verschärfen diese Situation zusätzlich.

Ein Beispiel liefert Nordrhein-Westfalen: Nach dem Verkaufs- und Versammlungsverbot im Dezember 2020 sanken die Zahlen deutlich.

  • Polizeieinsätze: fast 600 weniger als im Vorjahr

  • Verletzte insgesamt: Rückgang von 159 auf 69 Personen

  • verletzte Einsatzkräfte: Rückgang von 19 auf 12

Das zeigt: Ein Böllerverbot wirkt messbar und entlastet nicht nur die Kliniken, sondern auch Polizei und Rettungsdienste.

Warum ein Böllerverbot sinnvoll ist

Ein Verzicht auf Feuerwerk bedeutet:

  • weniger Verletzte in Notaufnahmen
  • mehr Kapazitäten für schwerkranke Patientinnen und Patienten
  • weniger Stress für das ohnehin belastete medizinische Personal
  • Entlastung von Rettungsdiensten und Feuerwehr

Besonders in Pandemiezeiten trägt ein solidarischer Verzicht dazu bei, dass die begrenzten Ressourcen im Gesundheitssystem dort eingesetzt werden, wo sie wirklich gebraucht werden.

Alternativen zum Feuerwerk

Ein Jahreswechsel ohne Böller muss nicht langweilig sein. Viele Traditionen und Rituale sind weniger riskant und schonen gleichzeitig Umwelt und Gesundheit.

  • Kirchenglockenläuten: Ein Brauch, der seit Jahrhunderten den Jahreswechsel begleitet.
  • „Brot statt Böller“: Die Hilfsaktion von Brot für die Welt ruft seit den 1980er Jahren dazu auf, Geld zu spenden statt es in Pyrotechnik zu investieren.
  • Gemeinsames Essen: Raclette, Fondue oder ein festliches Menü sind feste Bestandteile vieler Silvesterabende.
  • Kulturelle Klassiker: „Dinner for One“, Filmnacht oder Spieleabend.
  • Nachhaltige Bräuche: Wachsgießen oder kleine Lichtershows mit LED-Technik.

Diese Alternativen sind sicherer, solidarischer und belasten weder Kliniken noch Einsatzkräfte.

Positive Nebeneffekte eines böllerfreien Silvesters

Neben der Entlastung der Krankenhäuser gibt es weitere Vorteile:

  • Umweltschutz: Weniger Feinstaub und Müll.
  • Tierschutz: Haustiere und Wildtiere leiden nicht unter Lärm und Stress.
  • Kostenersparnis: Geld kann für sinnvollere Dinge genutzt werden.
  • Gesundheit: Kein Risiko für Verletzungen und Hörschäden.

FAQ: Feuerwerk und Gesundheit

Welche Verletzungen treten an Silvester am häufigsten auf?
Am häufigsten sind Verbrennungen, Hand- und Augenverletzungen, Trommelfellschäden und Verletzungen durch unsachgemäße Handhabung von Raketen oder Böllern.

Wie wirkt sich Feuerwerk auf Notaufnahmen aus?
Die Zahl der Patientinnen und Patienten steigt sprunghaft an. Kliniken müssen zusätzliche Kapazitäten schaffen, was andere Behandlungen verzögert.

Hilft ein Böllerverbot wirklich?
Ja. Daten aus NRW 2020 zeigen deutlich weniger Verletzte und Polizeieinsätze nach dem Verkaufs- und Zündverbot von Feuerwerk.

Welche Alternativen zum Feuerwerk gibt es?
Kirchenglocken, Spendenaktionen wie „Brot statt Böller“, gemeinsames Essen, kulturelle Traditionen oder moderne Lichtershows bieten sichere Alternativen.

Fazit

Silvesterfeuerwerk ist ein Sicherheits- und Gesundheitsrisiko, das jedes Jahr tausende Verletzungen verursacht und Kliniken massiv belastet. In Pandemiezeiten verstärkt sich diese Problematik noch. Ein Böllerverbot entlastet nachweislich Krankenhäuser, Rettungsdienste und Polizei. Wer auf Feuerwerk verzichtet, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch andere – und trägt dazu bei, dass medizinische Hilfe dort ankommt, wo sie am dringendsten benötigt wird.