Solidarität im Berufsstand
Seit Mai 1955 ist die Stiftung „Ärzte helfen Ärzten“ aktiv und unterstützt in Not gekommene Familien von Medizinern. Gefördert werden die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen, die berufliche Eingliederung und die Integration ausländischer Ärzte.
Mitte der 1950er Jahre formierte sich eine Idee, die sich heute zu einer verlässlichen Tradition der Solidarität entwickelt hat. Prof. Siegfried Heussler, späterer Vorsitzender des Hartmannbundes, wollte mittellose Arztkollegen aus der DDR unterstützen. Arztkindern wurden Ferienaufenthalte in der Bundesrepublik vermittelt und Studenten verhalfen Patenschaften mit westdeutschen Familien zu Geldspenden oder sie wurden während der Semesterferien oder der Praktikantenzeit in Gastfamilien aufgenommen.
Die Stiftung fördert bundesweit hilfebedürftige Familien von Ärzten, die durch Krankheit oder Schicksalsschläge in Not gekommen sind.
Heute fördert die Stiftung bundesweit hilfebedürftige Familien von Ärzten, die durch Krankheiten oder Schicksalsschläge in Schwierigkeiten gekommen sind. Aktuell gibt es drei Formen der Zuwendung. Bei finanziellen Engpässen können erstens Arztkinder und insbesondere Halb- und Vollwaisen bei der in Berlin ansässigen Stiftung einen Antrag auf Bildungsförderung stellen. Antragsberechtigt ist der Nachwuchs ab dem Kindergartenalter, zudem Jugendliche und junge Erwachsene. Pro Halbjahr fließen je nach Ausbildungsstadium 200 bis 550 Euro an die Geförderten. Eine zweite Anspruchsgruppe sind Ärzte, die in akuter Not stecken, und Unterstützung in Form von einmaligen Hilfen zur Selbsthilfe erhalten können. Eine dritte Stiftungssäule widmet sich der Berufseingliederung von Ärzten. Finanziert werden unter anderem Einstiegskurse nach Arbeitslosigkeit oder Familienpausen.
„Bei unserer Arbeit erleben wir persönliche Schicksale mit vielen Sorgen und Nöten“, erklärt Dr. Klaus Reinhardt, Vorsitzender der Stiftung „Ärzte helfen Ärzten“. „Wir bemühen uns, schnell und unbürokratisch zu helfen.“
Dr. Klaus Reinhardt, Vorsitzender der Stiftung „Ärzte helfen Ärzten“
Organisiert ist „Ärzte helfen Ärzten“ als Initiative des Hartmannbundes in Verbindung mit der Bundesärztekammer, der kassenärztlichen Bundesvereinigung und zahlreichen anderen ärztlichen Verbänden. Die Stiftung prüft Anträge anhand von Einkommensnachweisen, Schul- und Studienbescheinigungen. Maximal fünf Jahre fließen die Fördergelder für Arztkinder, in besonderen Härtefällen auch länger. „Die Anträge sind alle sechs Monate neu zu stellen. Dabei müssen jedes Mal die entsprechenden Nachweise vorgelegt werden“, informiert Johanna Czarnetzki, Leiterin der Stiftung. „Zweimal im Jahr – im Mai und November – gehen bei uns die Bescheide an derzeit etwa 100 Kinder und Jugendliche heraus.“ Förderer aus dem In- und Ausland unterstützen die Stiftung, so dass aktuell rund 100.000 Euro jährlich an betroffene Arztfamilien ausgeschüttet werden können.
„Bei unserer Arbeit hören wir viele traurige Lebensgeschichten“, erläutert die Stiftungsleiterin. „Wenn ein Arzt plötzlich stirbt oder schwer erkrankt, verliert seine Familie das Einkommen. Wenn dann aufgrund von finanziellen Verpflichtungen durch die Praxis noch das Haus verkauft werden muss, ist die Not oft groß. Oder wenn beispielsweise eine alleinlebende Mutter beruflich überlastet an Burnout erkrankt, brechen die berufliche Basis und damit der Verdienst weg. Unsere Fördergelder sind kleine Lichtblicke, die Mut machen.“
Seit 2010 unterstützt die Stiftung zudem jährlich bis zu zehn Ärztinnen und Ärzte aus dem nichteuropäischen Ausland bei der Berufsintegration in Deutschland. Finanziert wird ein Teilstipendium für einen Integrationskurs am VIA-Institut für Bildung und Beruf e.K., der auf den ärztlichen Einsatz in Deutschland vorbereitet. Das deutsche Gesundheitswesen, ärztliche Kommunikationstechniken oder auch die Vertiefung medizinischer Fachkenntnisse stehen neben der Vermittlung der deutschen Fachsprache auf dem Programm des modular aufgebauten Lehrgangs. „Wir sind stolz darauf, dass alle zehn Stipendiaten aus dem Jahr 2013 den Kurs erfolgreich bestanden und Assistenzstellen angetreten haben“, informiert die Stiftungsleiterin.
Jährlich werden bis zu zehn Ärztinnen und Ärzte aus dem nichteuropäischen Ausland mit Teilstipendien unterstützt.
Mit dem Verkauf von Kunst oder der Vergabe von Prämien für besonders erfolgreiche Schüler oder Studenten setzt die Stiftung immer wieder öffentlichkeitswirksame Akzente. „Wir berichten über das, was wir bewegen und erreichen, um auch immer wieder neue Unterstützer zu gewinnen. Jede Spende ist herzlich willkommen und tut Gutes“, so Czarnetzki.
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