Mittwoch, 14. Juni

Beruf und Liebe

Arzt | Schwester | Ärztin | Pfleger

von Bettina-Isabelle Müller

Wo die Liebe hinfällt! Manchmal trifft sie eben auch Arzt und Krankenschwester. Aber wie geht man am Besten damit um?

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Arbeitet man sich mal in die Materie der Arzt-Serien von Emergency Room über Nip/ Tuck bis hin zu Greys Anatomy ein, so scheint jede Station ein wahrer Sündenpfuhl zu sein. Da ging es in der Schwarzwaldklinik noch richtig schön beschaulich zu, wo höchstens mal verschmitzt hingehauchte Küsschen zwischen der verlegen kichernden Schwester Elke und ihrer feschen Arzt-Liebe Udo Brinkmann durch die Lüfte flogen.

Das beliebte Klischee „Arzt liebt Krankenschwester“ kann also Fernsehbildschirme bis hin zu Kinoleinwänden füllen. Dass sich dieses Phänomen auch im wahren Leben wiederfindet, offenbart beispielsweise ein kleiner Blick in öffentliche Ratgeber-Foren. „Hilfe, ich habe mich in einen Arzt verliebt“, ist dort von einer verzweifelten Krankenschwester zu lesen. Und eine 23-jährige Schwesternschülerin berichtet von ihrer Affäre zu einem rund zwanzig Jahre älteren Chefarzt. Na, ist es denn zu glauben! Nun wissen wir ja alles, dass die Liebe sich oft ungewöhnliche Wege sucht. Und immerhin lernen rund 30% der arbeitenden Bevölkerung ihren Partner am Arbeitsplatz kennen lernen.

So weit so gut, aber wie sollte man sich als Liebespärchen auf der gleichen Station im Kollegenkreis verhalten? Der Arzt „Benno Armschlag“ gibt als „Medizynikus“ auf seinem gleichnamigen Blog so manche Geheimnisse aus dem echten Leben eines Mediziners preis und hat sich auch bereits als Autor einen Namen gemacht. Wen könnte man zu einem solchen Thema, welches diskret behandelt werden will, also besser befragen als ihn?

Medizynikus geht die ganze Sache recht pragmatisch an und steckt erst mal die Voraussetzungen ab. Feinsäuberlich werden Beziehungskisten im Krankenstations-Kontext in drei Fallbeispiele aufgeteilt. Ein kleiner Flirt mit Auszubildenden sei ein absolutes Tabu, und erlaubt sein dürfe hier höchsten ein netter Händedruck VOR der Haustür. Eine Affäre mit einer bereits vergebenen Kollegin falle ebenfalls in die Kategorie „No-Go“. Bleibt also noch der dritte Fall, die Affäre! Konfliktpotenzial sieht Medizynikus vor allem im Fall eines ranghöheren Arztes etwa mit einer Krankenschwester. Neben dem Getuschel oder Spott besonders hellhöriger Kollegen könne der Mediziner hier sogar seine Stelle auf’s Spiel setzten, weil ihm leicht Bevorzugung und Protektion oder auch unprofessionelles Verhalten nachgesagt werden könnte.

Läuft  das Ganze auf eine Art „Gefährliche Liebschaft“ mit kurzer Halbwertszeit hinaus, sollte man auf jeden Fall diskret bleiben und die Liebelei gerade im Kollegenkreis geheim halten. Dazu gehört auch ein professionell-distanzierter Umgang vor den anderen: „Im Dienst muss korrekt weitergearbeitet werden. Die andere Person sollte weder bevorzugt noch benachteiligt werden. Situationen, in denen man während der Arbeit zu zweit alleine ist lieber vermeiden- der Gerüchte wegen und um sich nicht angreifbar zu machen.“ Und wenn die Kollegen bereits eine kleine Ahnung haben und direkt nachfragen? Auch hier hält Medizynikus das passende Rezept bereit: „Ich würde schlicht und einfach jeden Kommentar verweigern und darauf verweisen, dass es sich um meine Privatsphäre handelt.“

Und wenn das Arbeitsumfeld einem nun die große Liebe beschert hat? Auch dann heißt es erst mal abwarten und schauen, ob sich die Beziehung auch festigt. Erst dann sollte offiziell mit dem Vorgesetzten und den Kollegen gesprochen werden. Und bestenfalls dafür gesorgt werden, dass man auf unterschiedlichen Stationen eingesetzt wird. Ist das nicht möglich, gilt es einen professionellen Abstand zu wahren. Medizynikus klärt hier auf: „Knutschen am Arbeitsplatz geht natürlich gar nicht! Sogar Händchenhalten wäre ein Tabu. Ein diskreter Händedruck oder ein verstohlenes flüchtiges Küsschen auf die Wange… vielleicht. Aber mehr auf keinen Fall!“

Die Schlüsselwörter, die ich herauslesen kann, heißen also „Diskretion“ und „Professionalität“. Immerhin begegnet man sich selbst als Liebespaar auf der Arbeit immer auch als Kollegen. Wahrt man im beruflichen Umfeld eine angemessene Distanz und spart sich die kleinen Vertrautheiten und Liebesgesten für zu Hause auf, kann man sich aber in der Regel auf ein entspannte Zusammenarbeit mit den übrigen Stationskollegen freuen.

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