Dienstag, 13. Juni

Bilder wirken positiv

Stimmung aufhellen

von Natascha Plankermann

Seit Mai 1955 ist die Stiftung „Ärzte helfen Ärzten“ aktiv und unterstützt in Not gekommene Familien von Medizinern. Gefördert werden die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen, die berufliche Eingliederung und die Integration ausländischer Ärzte.

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von Dr. Ellen Buckermann

Wenn Dr. Ellen Buckermann zum Pinsel greift, möchte sie freundliche Landschaften entstehen lassen – mit einer guten Atmosphäre und in hellen Tönen. Grau hat hier kaum Platz. So entwickelt sich zum Beispiel ein Werk ganz in Gelb mit dem Titel „Sommernachmittag“. Ein anderes trägt den Titel „Balance“, und man kann in dem abstrakt gehaltenen Bild ein aufgeschlagenes Buch oder ein Flügelpaar erkennen. „Darin vermitteln die Farben Grün den Eindruck von etwas Wachsendem, Blühenden und Rot steht in der Symbolik für eine gute Kraft oder Energie“, erklärt Dr. Buckermann. Die Kölnerin ist studierte Humanmedizinerin, arbeitet heute allerdings vorwiegend als Coach in Krisen- und Entwicklungsprozessen in der Wirtschaft. Ganz wichtig für sie in diesem Zusammenhang: Menschen dabei zu helfen, ein gutes Arbeits- und Lebensumfeld in Farbe und Form zu schaffen. Bilder gehören für sie zu einer stimmigen Einrichtung einfach dazu – darüber spricht sie auch immer wieder mit Kollegen und berät diese bei der Ausstattung ihrer Praxis.

Medizin ist Heil-Kunst

Die Werke von Ellen Buckermann hängen jetzt auch im Ärztehaus Oststraße in Düsseldorf, wo sich die Internistin und Diabetologin Dr. Jolanda Schottenfeld-Naor seit der Eröffnung vor rund drei Jahren im Kollegenkreis darum kümmert, dass regelmäßig Ausstellungen in den Praxisräumen eröffnet werden. Aquarelle, Fotografien, Öl- oder Acrylmalerei gab es schon zu bewundern, und die Künstler aus aller Herren Länder stehen quasi Schlange: „Wir haben inzwischen eine Warteliste für unsere Vernissagen, die sich nur über Mund-zu-Mund-Propaganda ständig verlängert“, erzählt die Ärztin, die bei der Auswahl der Kandidaten darauf achtet, dass diese keine aufrüttelnden oder provokanten Bilder mitbringen. „Kunst ist Medizin und Medizin ist Kunst, eben Heil-Kunst“, sagt Jolanda Schottenfeld-Naor. „Aus diesem Grund lege ich Wert auf Harmonie und die Vermittlung eines positiven Lebensgefühls.“

Patienten sollen sich wohlfühlen

Diese Wirkung spielt auch aus Sicht von Dr. Buckermann vor allem in einer Arztpraxis eine große Rolle: einerseits für den Mediziner, der Kraft schöpfen und seine Energie behalten muss, um sich mit seinen Patienten zu befassen und zu schauen, welches Problem sie zu ihm bringt. Andererseits aber auch für die Patienten, die oft mit Ängsten oder einem beklemmenden Gefühl in die Praxis kommen, weil sie gesundheitliche Schwierigkeiten haben oder befürchten. „Viele können es gar nicht beschreiben, warum sie sich dann trotzdem gut aufgehoben oder sogar wohlgefühlt haben – und das ist genau das Ziel, das unter anderem mithilfe der Kunst erreicht werden soll“, erklärt Ellen Buckermann. Für sie ist das Malen eine Quelle, die zu ihrem Schaffen dazu gehört und wofür sie sich extra Auszeiten reserviert. Weil sie weiß, dass ihre Medizinerkollegen die unterschiedlichsten Vorlieben haben, malt sie in vielen Farben und diskutiert bei der Praxiseinrichtung stets aufs Neue, welche Werke wohin am besten passen.

Mehr Informationen über Dr. Ellen Buckermann zu Workshops und Beratungsangeboten für Ärzte und Ärztinnen gibt es unter www.whc-consulting.de oder per Mail unter info@whc-consulting.de.

Diskussionen sind erwünscht

Dr. Gerald Lehrieder, Chefarzt der Neurologie in der Dr. Becker Kiliani-Klinik in Bad Windsheim hat es schon oft erlebt, dass Patienten im Gang seiner Klinik stehen bleiben und sich über die Bilder und Fotografien, die dort hängen, austauschen. „Daraus kann sich etwas entwickeln“, sagt der Neurologe, der sich von solchen Diskussionen vor allem einen motivierenden Effekt erhofft: „Die Bilder unserer letzten Fotoausstellung zum Thema Schlaganfall haben gezeigt, wie sich Betroffene trotz ihrer Einschränkungen Lebensqualität erarbeiten und Lebensfreude empfinden. Indem sie das glaubhaft und authentisch erzählen, kann sich beim Patienten ein Gedanke einstellen wie: ,Das schaff ich auch! Da will ich auch hin!‘“ Das Prinzip ist für Gerald Lehrieder, der viele Schlaganfallpatienten behandelt, im Grunde das gleiche wie es in Selbsthilfegruppen zu beobachten ist: Die Betroffenen tauschen sich aus, geben sich gegenseitig Halt, weil sie erkennen, dass sie nicht alleine sind und motivieren sich mit ihren Erfolgen gegenseitig. Dabei müssen Fotos aus seiner Sicht nicht nur das Bild einer heilen Welt vermitteln, sondern sollen durchaus das Bedrückende an der Behinderung, die Lähmung, die Hilflosigkeit thematisieren. Lehrieder: „Dadurch sind die Bilder sind authentisch, und deshalb können sie auch ihre positive Botschaft glaubhaft vermitteln.“

Selbst kreativ werden

Kunst in der Praxis kann Menschen auch dazu anregen, selbst kreativ zu werden – oder ihre eigenen Werke zu zeigen: So werden etwa in den Fluren der Burg-Klinik in Stadtlengsfeld Bilder von Patienten ausgestellt, die diese in der Kunst- oder gar in der Ergotherapie anfertigen. Und Dr. Schottenfeld-Naor wird im Düsseldorfer Ärztehaus Oststraße immer wieder von Menschen angesprochen, die sich durch eine Ausstellung mit ihrer Hilfe ein besonderes Forum erhoffen: „Jüngst kam ein ältere Mann auf mich zu, der an einer Reihe von chronischen Erkrankungen leidet. Für ihn wäre eine solche Schau seiner Werke noch einmal ein Lebensziel.“

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