Approbation abgeschlossen
Das Medizinstudium ist erfolgreich beendet, und nun gilt es, in den Berufsalltag einzusteigen. Aber welche Einsteigerjob ist der Beste?
Ilona Burgarth
Für Lea W. aus Köln (27), die gerade frisch vom Medizinstudium ihre Stelle als Assistenzärztin in der Gynäkologie antrat, war sofort klar: Hier ist „Learning by doing“ gefragt. Zwar hatte sie im letzten Jahr ihres Studiums als PJ’lerin schon etwas in den Krankenhausalltag hineinschnuppern können. Trotzdem musste sie sich erst mal daran gewöhnen, plötzlich mehr Verantwortung zu tragen. Bei ihrem ersten nächtlichen Bereitschaftsdienst, wo sie als allein zuständige Frauenärztin der Klinik auf einmal wichtige Entscheidungen treffen musste, klopfte ihr das Herz bis zum Hals. „Darauf bereitet einen ja keiner vor“, erklärt sie. „Daher ist für mich gerade in der Assistenzarztzeit ein hilfsbereites Team das A und O. Auch der Draht in die Chefetage muss stimmen, denn immerhin möchte ich ja auf jeden Fall operieren dürfen und so meinen Ausbildungskatalog füllen.“
Hilfreiche Tipps für gute Einsteigerjobs als Ärztin bekam sie während des Studiums nicht. Trotzdem hatte sie ganz klare Kriterien, an denen sie sich bei der Jobsuche orientiert hat. Nachdem das Fachgebiet fest stand, hat sie versucht, in einer großen Klinik unterzukommen, wo das Weiterbildungsangebot möglichst umfangreich ist. Wichtig war ihr vor allem, im OP stehen zu dürfen und ein breites Spektrum an Praxiserfahrungen durchlaufen zu können. Oft hat man es als junger Arzt allerdings schwer, ohne die passenden Kontakte an attraktive Jobs zu kommen. In ihrem Fall war es Glück. „Andere Kollegen verschlägt es oft mangels besserer Optionen in die Pampa“, erklärt sie.
Dr. Markus Unnewehr, Facharzt für Innere Medizin und Oberarzt am Dortmunder Klinikzentrum Nord bringt das Dilemma für junge Berufseinsteiger auf den Punkt: „Für den ärztlichen Alltag fühlen sich viele Medizinstudenten auch am Ende ihres Studiums noch nicht hinreichend vorbereitet (…). Sie sollen vieles können, was nicht in der Approbationsordnung steht, aber trotzdem vom ersten Tag an von ihnen erwartet wird.“
Aber was sind denn nun die besten Einsteigerjobs für junge Mediziner? „Den einen Top-Job gibt es hier leider nicht“, klärt Dr. Unnewehr auf. Er legt allen Berufseinsteiger nahe, sich erst mal genau zu überlegen, in welchem Fachgebiet sie tätig werden möchten und die eigenen Vorstellungen und Ziele genau festzulegen. Erst dann gilt es, eine passende Klinik auszuwählen. „Am Anfang sind die beruflichen Wünsche meistens noch richtig zielgerichtet und anspruchsvoll, und viele Erstsemestler wollen Herzchirurgen werden“, schmunzelt Dr. Unnewehr. „Letztendlich lassen sich dann aber doch mehr als die Hälfte der Mediziner als Hausärzte nieder.“ Dr. med. Hendrik Friedrichs, ärztlicher Leiter des Studienhospitals Münster, rät folgendes: „Als Fausregel hat es sich bewährt, den Arbeitsplatz nach den Kriterien 1) Standort, 2) Ruf, 3) Weiterbildung und 4) Geld auszuwählen. Da nur der Punkt der Weiterbildung verhandelbar ist, rückt dieser automatisch in den Fokus des Interesses. Hier sollte die ausgewählte klinische Abteilung ein strukturiertes Curriculum anbieten und erläutern können. Bestehen sollte man immer auf einen Probetag, denn nur so kann man sich ein realistisches Bild machen und ein direktes Feedback von anderen Assistenzärzten bekommen.
Bei Ärztekammern kann man sich über das Weiterbildungsangebot des Krankenhauses informieren, denn hier liefern die Kliniken oft keine aktuellen Informationen. Am Wichtigsten ist es aber, dass man sich wohl und gut aufgehoben fühlt. Dr. Unnewehr bietet zusammen mit Kollegen spezielle Berufseinsteiger-Seminare am Klinikum Dortmund an, um jungen Ärzten Unsicherheiten zu nehmen und sie auf den klinischen Alltag vorzubereiten. Hier werden Themen behandelt wie das Schreiben von Arztbriefen, der Ablauf einer Visite oder auch die Vorbereitung auf den ersten Nachtdienst, alles Bereiche, auf die oft im stationären Betrieb nicht richtig eingegangen wird.
Also, letztendlich scheint es ihn nicht zu geben, DEN EINEN Einsteiger-Job für Jungmediziner. Aber es gibt viele Tipps und Möglichkeiten, die Assistenzarztzeit bestmöglich zu nutzen und dort ganz gezielt auf seinen persönlichen Berufswunsch hinzuarbeiten.
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