Mittwoch, 14. Juni

Großvater + Chemie = Glück²

Prüfungsglück

von Johanna Weiß

Kennt ihr das auch? Ihr lernt und lernt und lernt und es gibt immer ein Thema, das ihr nicht versteht oder geschafft habt zu lernen. Wenn dann die Prüfung ansteht, wird aber genau dieses Thema gefragt. War doch klar! Dann kommt aber dieser eine Tag, wo einmal alles anders verläuft.

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Als ich damals noch in der Vorklinik war, hatten wir im ersten Semester neben Biologie und Physik auch Chemie als Grundlagenfach. Schon in der Schule war Chemie für mich ein Rätsel. Da war dann die Rede von Reaktionsgleichungen, Oxidationen und Reduktionen, Enthalpie und Entropie, chiral und achiral. Hä? Ich stieg einfach nicht dahinter.

Im Studium war es aber wichtig, dahinter zu steigen. Schließlich musste ich dieses Fach bestehen, damit ich mein Physikum machen kann. Also nahm ich Nachhilfeunterricht und so langsam ging mir in einigen chemischen Dingen ein Licht auf. Aber eben nur in einigen Dingen.

Das wurde mir sehr schnell klar, als die Chemie-Praktika losgingen. Wir mussten insgesamt acht Praktika erfolgreich absolvieren, um an der Klausur am Ende des Semesters teilnehmen zu dürfen. Acht Praktika, in denen es um Verseifung, nukleophile Substitutionen oder Redoxverhalten organischer Sauerstoffverbindungen ging. Vor jedem Praktikum musste man einen Test schreiben. Nur, wenn man diesen bestanden hat, wurde man auch zum Praktikum zugelassen.

Oh je. Wie sollte ich das nur alles in meinen Kopf bekommen. Ich setzte mich hin und lernte fleißig. Und tatsächlich, ich bestand die Testate. Nun ja, nicht immer sehr ruhmreich, aber Hauptsache, ich war durch. Doch dann kam dieses eine Praktikum.

An diesem Tag wurde das schwerste aller Praktika auch noch vom gefürchtetsten Professor der Chemie durchgeführt. Vor jedem Testat gab es immer ein Seminar, bei dem man Fragen stellen konnte, falls man in der Vorbereitung etwas nicht verstanden hatte. Doch was sollte ich fragen? Ich hatte fast nichts davon verstanden. Alles schien für mich ein großes Rätsel zu sein und ich ging an diesem Tag voller Angst in die Uni. Das konnte ja nur eine Katastrophe werden.

Doch das Glück war mir an diesem Tag wohlgesonnen. Wie es der Zufall so wollte, ist unser gefürchteter Professor am Vortag unseres Praktikums Großvater geworden. Nicht nur, dass er an diesem Tag besonders fröhlich war, nein, er war auch völlig durch den Wind. So kam es, dass er einen Stapel mit Seminarunterlagen ausgab. Als dieser Stapel bei mir ankam, fand ich nicht nur die nötigen Seminarunterlagen, sondern auch den Test mit den dazugehörigen Lösungen auf der Unterseite des Stapels.

Mein Herz pochte wie verrückt. Hat das jetzt jemand gesehen oder vielleicht sogar der Professor? Niemand schien etwas zu bemerken. Ich schnappte mir einen Stift und schrieb mir schnell die Lösungen auf. Dann schob ich den Test wieder unter die übrig geblieben Seminarunterlagen und legte den Stapel vorn auf den Lehrertisch.

Wie das Ergebnis lautete, brauch ich euch wohl nicht zu sagen. Sicherlich ist das nicht die rühmlichste Art, eine Prüfung zu bestehen. Aber manchmal braucht man eben ein wenig Glück auf seinem Weg.

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