Mittwoch, 14. Juni

Heilende Architektur

Das räumliche Umfeld hilft

von Hannah Hilgers

Der Gedanke an ein gemütliches Wohlfühl-Ambiente ist nicht gerade der erste, den man mit der klassischen Krankenhausumgebung assoziiert. Doch nimmt die Architektur tatsächlich Einfluss auf den Krankheitsverlauf eines Patienten? Die Forschung sagt: Ja!

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Steven Wei | unsplash.com

Moderne Gesundheitsbauten mit großzügigen Glasfassaden und allem, was architektonisch sonst noch so dazugehört – die findet man in Deutschland selten. Oft ist es nur ein kleiner angebauter Teil, der den Hauptkomplex nachträglich erweitert und dabei versucht, den zeitgemäßen Ansprüchen gerecht zu werden. Dabei ist es enorm wichtig, Ängste und Stress durch entsprechende Bauweisen zu vermindern. Denn was schon länger feststeht: „Das erlebte Umfeld kann wesentlich zum psychischen und physischen Wohlbefinden des Menschen beitragen.“ Das wissen auch die Forscher der TU Berlin, die im Rahmen ihres Forschungsschwerpunkts „Healing Architecture“ der Frage nachgehen, wie die optimale Gestaltung der räumlichen Umgebung aussieht. Eine „gute Orientierung, Belichtung und Durchlüftung sind entscheidend für das Stressverhalten nicht zuletzt auch des Personals und der Besucher.“, heißt es auf der Informationsseite. „Die Erkenntnis über die Bedeutung des „Healing Environment“, also die These dass sich die Umgebung heilend auf den Genesungsprozess auswirken kann, ist allgemein anerkannt und international Schwerpunkt von Forschungsprojekten und Studien.“ Laut Spiegel Online wurde das Thema bislang weltweit in rund 1000 Studien untersucht: „Sie belegen, dass Patienten, deren Heilung in einer angenehmen Krankenhausumgebung erfolgt, weniger Medikamente benötigen. Zudem sinkt deren Blutdruck, die Herzfrequenz verringert sich, die Patienten erleben weniger Stress.“

Wir alle kennen das: Es gibt Orte, an denen wir uns wohl fühlen und es gibt Orte, an denen das weniger der Fall ist. Krankenhäuser gehören oft wohl eher in letztere Kategorie. Wer hier stationär aufgenommen wird, der möchte – nicht nur der Krankheit, sondern sicher auch der Atmosphäre wegen – lieber so schnell wie möglich wieder nach Hause. Das künstliche Licht, die chemischen Gerüche und die karge Optik sorgen nicht gerade für eine positive Stimmung. Dabei müssen zumindest kurzfristig nicht gleich die Mauern hochgezogen und neue Bauten aus dem Boden gestampft werden. Betrachten wir einmal unsere naheliegendsten Bedürfnisse, wird schnell klar: Es fängt meist schon bei den kleinen Dingen an.

Sei es der frische Blumenstrauß auf dem Nachttisch, die modernen elektronischen Geräte, die die reibungslose Kommunikation zur Außenwelt ermöglichen oder die wohlriechenden Hygieneartikel im Bad – stellt ein Krankenhaus all das bereit, fühlen wir uns geborgener, irgendwie heimisch. Ein Wunsch, den der Standort Evang der Kliniken Essen-Mitte aufgreift und im „Neuen Bettenhaus“ das Hotel-Feeling in die Tat umsetzt.

Im „Neuen Bettenhaus“ wird Selbstzahlern, Zusatzversicherten und Privatpatienten zwar auch ein modernes Gebäude, aber eben auch eine ganz besondere Behandlung zuteil. Sie profitieren hier gemäß Beschreibung der Klinik von einer „hochwertigen Zimmerausstattung“, einer „Rundumbetreuung durch speziell geschulte Hotelfachkräfte“, einem „umfangreichen Menüangebot“ und eben jenen Vorzügen, die soeben als kleine, aber feine Details beschrieben wurden, die uns – nicht nur, aber vielleicht auch gerade dann – während einer Krankheit wichtig sind. Als „Patientenhotel“ bezeichnet, wird das Gesundheitsgebäude jenen Ansprüchen gerecht, die sich eigentlich jeder wünscht, der gesundheitlich nicht auf dem Damm ist, und ist ein Beispiel, dass zumindest die Möglichkeiten aufzeigt, die das Feld „Heilende Architektur“ mit sich bringt.

Alternative Medizin, Dr. Christiane Ihlow, Interview, klassische Medizin, Klinik Möhnesee, Naturheilverfahren, Psychosomatik