Mittwoch, 14. Juni

Impfpflicht - Weg aus der Pandemie?

Impfmuffel und Maßnahme-Dschungel

Redaktion: Katia Marie Göbel, Online-Redakteurin

Noch vor wenigen Wochen wähnte man die Pandemie bereits beendet - dann stiegen die Zahlen auf neue Negativrekorde an. Ist die generelle Impfpflicht der dringend benötigte Rettungsring für die in Arbeit ertrinkenden Beschäftigten im Gesundheitswesen?

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Ivan Diaz - unsplash.com

Krankenhäuser am Limit

Seit Beginn der Covid-19 Pandemie wurde geklatscht, gelobt und Besserung für das schon lange am Limit laufende Gesundheitssystem versprochen. Passiert ist nach bald zwei Jahren so gut wie nichts.
Und trotz der mittlerweile ausreichend zur Verfügung stehenden Impfstoffe, stehen die Mediziner erneut mit dem Rücken an der Wand. Patienten aus dem besonders betroffenen Bayern und Sachsen werden per Bundeswehr Intensivflug nach NRW verlegt.
Die Triage hat begonnen. Hilft nun nur noch die - zunächst von Politik und auch Ethikkommission kategorisch abgelehnte - generelle Impfpflicht um das System vor dem Kollaps zu bewahren?

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Mike Kotsch - unsplash.com

Rückblende

Vor einem Jahr befand sich Deutschland im Wellenbrecherlockdown der 2. Welle. Kontaktbeschränkungen und Maskenpflicht sollten ein gemeinsames Weihnachtsfest möglich machen.
Wie gut das geklappt hat ist Geschichte. Nun ein Jahr später nach einem Sommer der Hoffnung und der für alle zugänglichen Impfungen, sind die Zahlen dennoch höher, als jemals zuvor.
Und das trotz der zusätzlich zur Impfung mittlerweile erprobten Maßnahmen, allen voran Abstand und Kontaktbeschränkungen und Maskenpflicht sowie Hygenieregeln. Weihnachten wird wohl erneut kein wirklich frohes Fest.

Maßnahmendschungel statt klarer Route

Das Leben wie wir es kennen und lieben, seit bald zwei Jahren müssen wir darauf verzichten. Darüber hinweg täuschen konnten auch nicht die Sommermonate und die Fahrt aufnehmende Impfkampagne nach Ende der Priorisierung. Denn nun sind wir mitten drin, in der 4. Welle. Und die Frage die eigentlich so klar beantwortet schien, nämlich, welche Strategie am besten zum Ziel der Beendigung der Pandemie führt, wird wieder heiß diskutiert.

Hygieneregeln, Abstand, Maskenpflicht, Kontaktbeschränkungen, Schulschließungen und das herunterfahren des öffentlichen Lebens. All das hat uns bis zur Zulassung der Impfstoffe vor einem Zusammenbruch des Gesundheitswesen bewahrt.

Nun gibt es seit bald einem Jahr die Möglichkeit der Impfung. Warum ist die Pandemie noch immer nicht beendet?

Hier mag man argumentieren, weil noch immer gut 30% der Bevölkerung ungeimpft sind. Zieht man die Kinder unter 12 aus dieser Gleichung ab, da für diese noch kein Impfstoff zugelassen ist, bleiben noch immer 20% übrig, die sich aus freien Stücken gegen die Impfung entscheiden. Ist allein hier der Grund für die explodierenden Zahlen zu suchen? Oder tuen die uneinheitlichen Regelungen der Länder und die Müdigkeit der Bevölkerung, auch der Geimpften, ihr Übriges dazu?

Impfgegner und ihre Rolle im Infektionsgeschehen

Schaut man auf die Zahlen, so erklären sich zunächst die eindringlichen Impf-Appelle aus den Intensivstationen. Von den derzeit 4690 belegten COVID-Intensivbetten, wovon 52% beatmet werden müssen, sind über die Hälfte mit Ungeimpften belegt. Die Hospitalisierungsraten sind in allen Altersgruppen bei den Ungeimpften deutlich höher, als jene der Geimpften.
Geplante Operationen werden verschoben, Patienten deutschlandweit verlegt. Vielerorts gilt 2G+ — also der Zutritt zu Veranstaltungen und Restaurants ist nur für Genesene und Geimpfte mit tagesaktuellem Schnell- oder PCR Test erlaubt.

Dennoch steigen die Zahlen. Und auch, wenn die Ungeimpften einen Großteil der hospitalisierten Fälle ausmachen, so ist längst bewiesen, dass auch die Geimpften das Virus weitergeben können und somit eine Rolle im Infektionsgeschehen spielen. Die erhoffte langwierige Immunität blieb aus. Eine dritte Impfdosis ist nötig, um den Impfschutz weiterhin auf hohen Niveau zu halten und auch die Viruslast zu verringern.

Letzte Chance Impfpflicht?

Allein die Impfpflicht reicht nicht aus, um die Pandemie zu beenden. Ja sie würde für eine deutliche Entspannung der Lage auf den Intensivstationen und generell in den Krankenhäusern sorgen. Sich allein darauf zu verlassen, führt jedoch nicht zum Ziel. Viel mehr braucht es eine Kombination der Maßnahmen um COVID 19 endgültig beherrschbar zu machen. Nur wenn die Impflücken geschlossen werden, und das nicht nur bei den Erstimpfungen, sondern auch bei den Boosterimpfungen der bereits Geimpften und zudem eine generelle Testpflicht, am besten mit PCR Test, da Schnelltests oftmals nicht genau genug sind, eingeführt wird, dann haben wir eine echte Chance auf ein baldiges Ende der Pandemie.

Der Weg aus der Pandemie

Ob nun die Impfpflicht über dem Recht auf körperliche Unversehrtheit steht, das müssen die Gerichte entscheiden. Klar ist, viel hilft viel. Also impfen, testen, Abstand halten und Kontakte reduzieren, bis einzelne Virusausbrüche wieder lokal eingedämmt und die Kontakte akribisch nachverfolgt werden können. Es bedarf noch einmal einer gemeinsamen Kraftanstrengung und einer weiteren Welle, einer Welle der Solidarität fernab von leeren Worthülsen.

Eine Besinnung auf die Wissenschaft und eine Abkehr von Fake-News und falschen Propheten.

Mit den Impfstoffen und den wirksamen zusätzlichen Maßnahmen haben wir alles an der Hand, was es braucht, um die Pandemie zu beenden. Es liegt an uns allen, dafür zu sorgen, dass unser Gesundheitswesen nicht ebenfalls auf der Intensivstation landet.

Quellenverzeichnis (Stand Dezember 21)

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