Dienstag, 13. Juni

Mehr Bewegung = mehr Gesundheit?

Bewegung | Sport | Gesundheit

Jörn Menger, Athletiktrainer VfL Bochum

Mehr sportliche Aktivität statt Couch und Chips!Fehlende Bewegung ist der Treiber für viele Wohlstandskrankheiten.

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Bruno Nascimento | unsplash.com

Fehlt uns wirklich Bewegung oder sollten wir nicht besser geschickt und gründlich ausspannen und uns vom anstrengenden Alltag erholen. Ist „Faulsein“ nicht einfach schlauer und effektiver um dem Alltagsstress ein Schnippchen zu schlagen?

Das ist zwar eine geschickte und gut temperierte Frage.
Aber da wird dann doch einiges vermengt. Das lässt sich so nicht beantworten.

Warum nicht? Wenn jemand durch „Faulsein“ und Herumliegen sich prächtig
entspannt ist doch der Ansporn zur Bewegung nicht wirklich einleuchtend.

Niemand der Bewegung predigt sagt gleichzeitig, dass man dem „Faulsein“ einen Riegel vorschieben muss. Im Gegenteil: ich behaupte, dass Menschen, die sich regelmässig bewegen viel besser Musse schieben und „Faulsein“ geniessen können.

Ist das wirklich so?

Ja, ganz eindeutig. Wir wissen aus der genetischen Entwicklung des Menschen, dass unser Bewegungsapparat und unser Stoffwechsel auf Bewegung ausgelegt ist. Wir waren Jahrtausende erfolgreiche Jäger und Sammler.
Und wer erfolgreich jagt und sammelt bewegt sich halt.
Und nach einer erfolgreichen Jagd und Bewegung ist der Körper gewohnt zu entspannen und sich zu erholen.
Wir sind im Grunde auf Bewegung hin konstruiert, wenn man das so sagen darf. Jagd und Ausruhen ist der Kreislauf,
 dem die Menschheit viele Tausend Jahre ausgesetzt war.

Wenn das so ist, dann müsste uns doch „mangelnde Bewegung“ irgendwie wehtun oder sich zumindest negativ bemerkbar machen.

Schön wär´s. Aber so einfach ist das nicht. Der Organismus ist zwar auf Bewegung getrimmt, aber er lässt sich eben auch leicht im Alltag übertölpeln. Unser Organismus ist auf Bewegung ausgelegt, aber auch außerordentlich flexibel. Er lässt sich auch sehr einfach zum Nichtstun verführen.
Wenn wir uns eine zeitlang möglichst wenig bewegen und bspw. viel Essen und Trinken, dann gewöhnt sich der Organismus daran.
Und Bewegung wird dann leicht als anstrengend empfunden.

Und dann kämpfen wir mit dem inneren Schweinehund?

Ja, so in etwa. Aus Studien wissen wir, dass Menschen , die sich kaum oder nie wirklich bewegen jede sportliche Betätigung als sehr anstrengend empfinden. Wir nennen das dann gerne den inneren Schweinehund. Und da ist auch was dran.
Und Menschen, die sich viel bewegen, empfinden Bewegung als wohltuend und entspannend. Und das ist dann auch so.

Wie soll man diesen Zusammenhang einem bewegungsfaulen Mensch erklären?

Tja, das ist nicht einfach. Im Grunde genommen ist es so, dass bewegungsfaule Menschen wie in einem getunten Porsche sitzen und die ganze PS-Kraft dazu benutzen 10m zum Kühlschrank zu fahren.
Wir sind auf ganz andere Belastungen ausgelegt und doch schaffen wir es nur in die Küche.

Jörn Menger 38 Jahre
Diplom Sportwissenschaftler
Schwerpunkt: Athletiktraining und Leistungssteuerung
Inhaber Transferpreis Ruhr-Universität Bochum
Athletiktrainer VfL Bochum 1848
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Was sind denn die Konsequenzen mangelnder Bewegung?

Die sind vielfältig und in fast allen Fällen negativ. Mangelnde Bewegung ist eine sehr wesentliche Ursache für so ziemlich alle Zivilisationskrankheiten. Und besonders dann, wenn mangelnde Bewegung sich mit falscher und zu viel Nahrung verknüpft.
Die Lebenserwartung sinkt rapide und auch das allgemeine Wohlbefinden wird deutlich schlechter.

Welche Zivilisationskrankheiten meinen Sie denn konkret?

Die Kombination mangelnder Bewegung und falscher und zu viel Ernährung sind Diabetes, Fettleibigkeit, Gelenkprobleme, Kreislaufkrankheiten und auch die stark wachsenden neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall und Depression sind zu nennen.
Die Wissenschaft kann hier starke Zusammenhänge erkennen.

Sie haben von einem schlechteren Wohlbefinden gesprochen. Ist das wirklich so?
Das müsste doch jeder merken?

Nicht unbedingt. Sie merken das nur, wenn Sie eine Veränderung herbeiführen. Wir wissen, dass frustrierte und fettleibige Menschen, die etwas in ihrem Bewegungsverhalten verändern nach kurzer Zeit von mehr Zufriedenheit berichten.
Und wir wissen auch, dass Menschen, die sich viel bewegt haben, nach einer längeren Bewegungspause ziemlich frustriert berichten.

Was raten Sie denn dem Bewegungsmuffel?

Das kann man nicht wirklich in ein paar Sätzen unterbringen. Dazu ist jeder zu verschieden und die Menschen haben unterschiedliche Lebensverhältnisse und auch die berufliche Anforderung ist sehr heterogen.

Dennoch: haben Sie ein paar praktische Ratschläge?

Schon. Aber das ist kein universeller Therapieansatz. Aus meiner Erfahrung rate ich meinen Gesprächspartnern zu folgendem Tun:
Erstens: mal hinsetzen ausruhen und nachdenken. Einfach mal eine Bestandsaufnahme machen und sich vor Augen führen, wie wenig ich mich bewege.
Zweitens: sich ein Ziel setzen. Das kann weniger Gewicht sein, mehr Aktivität in der frischen Luft oder auch ein sportliches Ziel wie bspw. einen längeren Laufwettbewerb mitzumachen.
Drittens: sich Rat holen. Am besten ist es nach dem Hinsetzen und dem Ziele setzen den Hausarzt aufzusuchen und mit dem diesen Vorhaben zu besprechen.

Dann sind wir aber noch nicht in der Bewegung, oder?

In der Tat nein. Wir wissen jetzt mehr, aber haben noch keinen Plan.
Und hier rate ich dazu, sich damit zu beschäftigen, was einem Spass machen könnte. Manchmal lohnt schon ein Blick in Wikipedia und eine Auflistung von Sportarten.
Und dann einfach anfangen.

Helfen Fitness-Tracker und Bewegungsprogramme auf diesem Weg?

Ich finde das sehr hilfreich und unterstützend. Wenn Sie sich mehr bewegen und sich Erfolge einstellen wirkt das auf die meisten Menschen motivierend.

Gibt es eigentlich den Bewegungstyp oder ist das eher ein Verhinderungsargument?

Den Bewegungstyp gibt es im engeren Sinne nicht. Zwar hat jeder andere körperliche Voraussetzungen, aber jeder hat das Grundgerüst zur Bewegung.
Man muss allerdings davor warnen, dass man sich hier zu sehr an Anderen misst. Jeder hat eben seine Statur, Physis und Leidenschaft.
Nicht jeder muss ein Marathonläufer werden, aber jeder sollte sich so bewegen, dass er sich gut fühlt. Und ganz nebenbei, es ist einfach so: wer sich viel bewegt lebt einfach länger.

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