Mittwoch, 14. Juni

Mehr in die Krankenkasse zahlen?

Dick und Raucher

Umfrage: Redaktion ichbinarzt.de

54% sind gegen höhere Krankenkassenbeiträge für Raucher oder Fettleibige. Das wollten wir in unserer Umfrage wissen.

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Tim Hufner | unsplash.com

Ein großer Verursacher steigender Gesundheitsausgaben sind die sogenannten Wohlstandskrankheiten mittelbar folgend aus einer ungesunden Lebensweise. Bei immer weiter steigenden Gesundheitskosten und Beiträgen stellt sich die Frage, ob es nicht gerechter und sinnvoller wäre, etwa Raucher und Fettleibige stärker mit der Finanzierung der Gesundheitskosten belasten.

„Sollen Dicke und Raucher mehr in die Krankenkasse zahlen?“. Das wollten wir in unserer Umfrage wissen. Die Frage ist zugespitzt, doch das Ergebnis ist überhaupt nicht eindeutig. Viele Beiträge und emotionale Kommentare belegen, dass dieses Thema sehr kontrovers diskutiert wird. 54% der Befragten lehnen Mehrkosten für Raucher oder Fettleibige rundweg ab. Etwa 46% wünschen sich offenbar eine andere Verteilung der Lasten und halten es für sinnvoll und richtig, dass Raucher oder Fettleibige mehr in die Krankenkasse einzahlen.

Die intensive Diskussion im sozialen Netzwerk Facebook zeigt, dass diese Thematik sehr viele Menschen bewegt und interessiert. Und wie kontrovers die Thematik verstanden wird, belegt das Patt im Abstimmungsergebnis. Rund 650 Teilnehmer haben abgestimmt und die Befürworter und Gegner von höheren Krankenkassenbeiträgen etwa für Raucher und Fettleibige liegen nahezu gleich auf.

Die persönlichen Kommentare auf Facebook lassen sich in 3 Argumentationslinien sortieren:

  • Klare Befürworter höherer Krankenkassenbeiträge: sie wollen eine stärkere Beteiligung der Verursacher an der Finanzierung der Gesundheitskosten und machen auch keinen Hehl daraus, dass vor allem Raucher Ihr Laster auf Kosten auf Kosten der Allgemeinheit ausleben. Etwas differenzierter sieht man die Fettleibigkeit. Obwohl viele „behaupten“, dass Fettleibigkeit vor allem ein Thema eines ungesunden Essverhaltens ist, weisen einige auf krankheitsbedingte Fettleibigkeit hin und wollen hier Ausnahmen.
  • Klare Gegner von höheren Krankenkassenbeiträgen: diese wollen in jedem Falle nicht von der gängigen Finanzierung der solidarische Gesundheitskosten durch die Allgemeinheit abweichen. Dann müssten bspw. auch die Skifahrer, Extremsportler, Trinker oder auch Sitzmuffel höhere Krankenkassenbeiträge zahlen. Andere verweisen auch gezielt auf die Umweltbelastung durch Verkehr und Industrie. Der Verkehr und die Industrie verursachen Luftverschmutzung und Folgeerkrankungen und müssten nach dem Verursacherprinzip zur Finanzierung von Folgeerkrankungen ebenfalls herangezogen werden. Mehrfach wurde in diesem Zusammenhang sogar auf die Diesel-Affäre von VW verwiesen.
  • Etliche „Ja und Nein - Aber“ Kommentare wollen eine differenziertere Betrachtung und Bewertung: es wird schon gesehen, dass eine ungesunde Lebensweise auf Kosten der Allgemeinheit problematisch ist, aber man sieht nicht so recht den Nutzen in einer zwanghaften Mehrbelastung bspw. von Rauchern und Fettleibigen. Allerdings ist dieser Gruppe dennoch wichtig, dass zukünftig eine gesunde Lebensweise belohnt werden sollte. Die Krankenkassen sollten - so häufig der Vorschlag - einen Anreiz bieten und die Beiträge rabattieren oder Zuschüsse zahlen, damit die gesunde Lebensweise belohnt und gefördert wird.

Alles in allem also waren die Beiträge und Kommentare durchaus rational und nachvollziehbar. Die meisten halten jedoch eine höhere Beteiligung von Rauchern und Fettleibigen an der Finanzierung der Gesundheitsausgaben für nicht umsetzbar.

Es wird argumentiert, dass höhere Krankenkassenbeiträge von einzelnen Gruppen quasi einer Aufkündigung der Solidarität gleich kommt. Und besonders gefürchtet wird, dass in diesem Falle Funktionäre und medizinische Dienste sich de facto in die Lebensweise und das Verhalten von Menschen einmischen könnten. Das erklärt auch die emotionale Note in den Beiträgen.

Die Essenz aus unserer Sicht: die meisten Kommentare sehen einen direkten Zusammenhang zwischen höheren Gesundheitskosten und der ungesunden Lebensweise. Die Thematik ist allerdings emotional sehr aufgeladen, und beide Lager (Befürworter und Gegner) stehen sich etwa gleich groß gegenüber. Und das ist auch der Grund dafür, dass auf demokratischem Wege nur schwer vorstellbar ist, dass wir in absehbarer Zeit eine solide Mehrheit für eine höhere Beteiligung von Rauchern oder Fettleibigen an den Gesundheitsausgaben sehen werden.

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