Facharztweiterbildung
Eine große Frage stellt sich jeder Medizinstudent im Laufe seines Studiums: „Welche Fachrichtung werde ich nach meinem PJ wählen?“. Manche Studenten haben da schon sehr genaue Vorstellungen. Andere wiederum sind sich selbst während der Facharztausbildung immer noch nicht sicher. Die Möglichkeiten, die sich einem bieten, sind sehr vielfältig. Wie entscheidet man sich also am besten
Jan Plückelmann
Als ich damals meine Ausbildung bei einem Chirurgen machte, war für mich klar, dass ich auch einmal Chirurgie machen möchte. Ich war dort voll in meinem Element. Operieren, Nähen, Verbände machen, Knochen richten. Ich konnte mir nichts anderes vorstellen. Mit der Zeit konnte ich aber immer mehr hinter die Kulissen schauen und ich musste feststellen, dass es einige Aspekte in der Chirurgie gibt, die sich mit meinen Zukunftsvorstellungen nicht ganz vereinbaren lassen.
Von vielen Assistenzärzten habe ich schon gehört, dass sie ihre OP-Kataloge nicht füllen können und sich deshalb ihre Facharztprüfung immer weiter verzögert. Assistenzarztzeiten von sieben oder acht Jahren sind dann nicht selten. Auch haben Frauen nach wie vor einen anderen Stand unter den Chirurgen als Männer. Aber das wird sich in den nächsten Jahren wahrscheinlich immer mehr relativieren, da der Anteil weiblicher Medizinstudenten mittlerweile bei über 60% liegt und somit immer mehr Frauen in die Chirurgie gehen werden.
Nachdem ich im Rahmen meines Studiums einige Zeit in verschiedenen OPs verbracht habe, muss ich auch ganz ehrlich zugeben, dass es eigentlich nicht das ist, was ich will. Den ganzen Tag hat man eine Maske auf dem Gesicht, schaut in künstliches Licht und steht auf der Stelle. Außerdem hat man nur wenig Kontakt zum (wachen) Patienten.
Mittlerweile habe ich viele andere Fachrichtungen gesehen und konnte mir eine vage Vorstellung davon machen, welche Möglichkeiten ich noch habe. Viele kleinere Fächer, wie z.B. die HNO, Dermatologie und Urologie, haben ebenfalls chirurgische Anteile. Möchte ich die Chirurgie also nicht komplett aufgeben, gibt es noch viele andere Möglichkeiten.
Aber nicht nur das Interesse für das Fach an sich spielt eine bedeutsame Rolle. Hat man einen Tutor, der einem mit viel Hingabe sein Fach näher bringt, kann plötzlich ein Fach interessant werden, mit dem man vorher nicht gerechnet hat. Ich kenne eine Hautärztin, die sich während des Studiums nicht einmal im Traum vorstellen konnte, Dermatologie zu machen. Sie hegte fast eine Abneigung gegen diese Fachrichtung. Doch dann traf sie jemanden, der ihre Neugierde weckte. Heute ist sie mit Leib und Seele Hautärztin.
Auch ich habe meine Meinung über einige Fächer geändert. Fand ich früher die Gynäkologie erschreckend, kann ich dieses Fach heute für mich nicht mehr gänzlich ausschließen. Auch die Allgemeinmedizin wirkte früher spröde und langweilig auf mich. Heute ist es eines der Fächer, das ich mir am besten vorstellen kann, weil es viele Fachgebiete vereint und man den Patienten über viele Jahre hinweg begleiten kann. Das ist also eigentlich genau mein Ding.
Ein weiterer Faktor, der eine wichtige Rolle bei der Entscheidung spielt, ist die Frage, wie sich die persönlichen Ansprüche mit der Zeit entwickeln. Früher wollte ich noch mein ganzes Leben der Medizin widmen. Jetzt spielen noch viel mehr Dinge eine Rolle. Auch wenn mir die Medizin viel Spaß macht, brauche ich heute mehr denn je den privaten Ausgleich. Der Wunsch nach einer Familie rückt in den Vordergrund.
Ich habe mich noch nicht endgültig entschieden, in welche Richtung ich einmal gehen werde. Aber ich habe klare Vorstellungen, was ich von mir und meinem Leben erwarte. Letztendlich werde ich die richtige Wahl für mich treffen und es wird genau das sein, was ich will.
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