Resilienz statt Burnout
Studien zur Ärztegesundheit belegen: Jeder fünfte Arzt entwickelt im Laufe seines Lebens eine seelische Erkrankung. Wie ist es möglich, auch unter schwierigen und fordernden Arbeitsbedingungen die Freude am Beruf zu erhalten und bestmöglich mit Stressfaktoren umzugehen?
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Das Buch „Wie Ärzte gesund bleiben – Resilienz statt Burnout“ von Julika Zwack zeigt machbare Wege auf.Immer mehr Aufgaben, knappe Budgets, hierarchischer Druck und zunehmende Bürokratie – die Anforderungen im Alltag eines Mediziners sind vielfach diskutiert. Was kann der Einzelne tun, um seelisch gesund zu bleiben – und das speziell in einem System, in dem viele Stressoren struktureller und gesundheitspolitischer Natur sind?
In ihrem Buch „Wie Ärzte gesund bleiben – Resilienz statt Burnout“ fragt die Autorin Julika Zwack nach gestaltbaren Handlungsspielräumen. Sie gibt Impulse, den eigenen Belastungen, aber auch individuellen Kraftquellen auf die Spur zu kommen. Basis des Buches ist ein von der Bundesärztekammer gefördertes Forschungsprojekt, bei dem 232 Ärztinnen und Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen befragt wurden.
Das Buch lädt ein, einen genauen Blick auf die eigenen Bedürfnissen und die individuelle Arbeitswelt zu werfen. Und es stellt Strategien und Lebenspraktiken vor, um Belastungen zu erkennen und gegenzusteuern.
Herausforderungen können wahlweise als stressig oder motivierend empfunden werden. Aber eins gilt: Wer immer nur gibt, wird irgendwann ausgebrannt sein, nach Medikamenten oder der Flasche greifen oder in Abwehrmechanismen wie Zynismus oder „Dienst nach Vorschrift“ verfallen. Die „innere Batterie“ muss immer wieder aufgeladen werden und ab und an sollte jeder auch einmal etwas für sich selbst tun.
Der Wunsch nach Bindung und Anerkennung gehört neben dem Bedürfnis nach Schlaf und Nahrung unter anderem zu den von der Psychotherapieforschung definierten Grundbedürfnissen. Im ärztlichen Alltag wird so manches davon vernachlässig – nach dem Motto: keine Zeit, etwas zu trinken oder zu essen, und Beziehungen müssen von selbst laufen.
Eine einfache Übung zur Bestandsaufnahme ist das Bedürfnisbarometer. Hier werden jeweils vier Fragen nach Grundbedürfnissen im Privat- und Berufsleben gestellt. Hier sind keine stundenlangen Analysen notwendig, sondern nach wenigen Minuten zeigen die Antworten, ob und wenn ja wo etwas im Argen liegt. Kann ich mein Leben positiv gestalten? Erlebe ich meine Partnerschaft als lebendig? Stärkt mich meine Arbeit und fühle ich mich an der richtigen Stelle? Dies sind einige der verkürzt widergegebenen Fragen.
Wohin fließen die eigenen Kräfte? In die Versorgung der Patienten, in administrative Tätigkeiten, berufspolitisches Engagement, Sonderaufgaben, Hobbys, Partnerschaft…..? Eine Tabelle lädt zu einer persönlichen Bilanz ein. Verbunden mit den Fragen „Wo stimmt der Einsatz, wo möchte ich etwas ändern“ zeigen sich schnell konkrete Ansätze.
Das Buch verbindet auf eine angenehme und gut lesbare Art Informationen zu psychologischen Hintergründen mit praktischen Arbeitsblättern, Fragebögen und Übungen. Zahlreiche Fallbeispiele aus der Praxis geben Einblick in unterschiedliche Arbeitswelten mit individuellen Fragestellungen.
Oft bestimmen fest verankerte Denkmuster unser Tun. Wer als Kind gelernt hat, eigentlich nichts gut genug zu machen, setzt sich einem enormen Druck aus. Jede scheinbare Niederlage wird so zu einem persönlichen Weltuntergang. Mancher hat gelernt, nur wenn etwas schwierig ist, ist es richtig; schließlich sind wir nicht auf der Welt, um glücklich zu sein.
Das Buch motiviert, die eigenen Muster zu erkennen – und ermutigt, mit Ritualen, Erinnerungen und wiederholten Übungen andere Verhaltensweisen auszuprobieren und im Alltag fest zu verankern.
Selbstaufopferung oder Beziehungslosigkeit
Das Buch lotet unter anderem die Beziehung eines Mediziners zum Patienten aus. Welche Werte machen den Kontakt aus, wo liegen individuelle Grenzen und wie können sie kommuniziert werden? Wie möchte ein Arzt oder eine Ärztin in einer Situation reagieren und wie kann gewünschtes Verhalten geübt werden? Wie kann man mit Behandlungsfehlern oder Komplikationen umgehen? Welche Formulierungen können konkret helfen?
Der Wert der Publikation liegt darin, dass zahlreiche wichtige Aspekte des ärztlichen Alltags analysiert werden, die – je nach Umgang mit ihnen – auf dem Seelenkonto für Stress oder Zufriedenheit sorgen.
Die Bedeutung des inneren Feuers für fachliche Weiterbildung, die Notwendigkeit von Pausen und Entspannungszeiten, die Erfüllung durch außerberufliche Interessen, der Umgang mit Konflikten – das Buch gibt spannend zu lesende Tipps für Ressourcen, aus denen Lebensfreude wächst und die stark machen.
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