Dienstag, 13. Juni

Wie viele Anästhesist:innen gibt es?

Schlüsselkompetenz der Medizin

Redaktion: ichbinarzt.de

Keine Operation ohne Anästhesie.
Die Anästhesiologie ist eine Schlüsselkompetenz für erfolgreiche operative Eingriffe, Therapien und Diagnosen.

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Die Anästhesiologie ist hauptsächlich zuständig für die Anästhesie- und Sedationsverfahren und damit die Aufrechterhaltung vitaler Lebensfunktionen während operativer und diagnostischer Eingriffe.
Zu den wichtigen Sub-Spezialisierungen der Anästhesiologie zählen u.a. die Schmerztherapie, die Notfallmedizin, Palliativmedizin und die anästhesiologische Intensivmedizin.
In vielen Krankenhäusern ist das OP-Management als Arbeitsaufgabe der Anästhesiologie zugeordnet.

Umgangssprachlich werden die Bezeichnungen Anästhesie und Anästhesiologie oft synonym verwendet. Formal korrekt ist jedoch die Fachgebietsbezeichnung "Anästhesiologie".

Die Fachweiterbildung zum Facharzt/Fachärztin für Anästhesiologie

Grundvoraussetzung zur Fachweiterbildung ist die Approbation.
Die Weiterbildungszeit beträgt im Regelfall 60 Monate, also 5 Jahre. Dauer und Inhalte der Fachweiterbildung unterscheiden sich zwischen den Bundesländern. Die Unterschiede sind jedoch nicht signifikant.
Zuständig für die Weiterbildungsverordnungen sind die jeweiligen Landesärztekammern.

Die wesentlichen Weiterbildungsinhalte:

exemplarisch am Beispiel der Weiterbildungsverordnung für Baden-Württemberg:

Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten in

  • den Anästhesieverfahren
  • der Beurteilung perioperativer Risiken
  • Maßnahmen der perioperativen Intensivmedizin
  • dem Ablauf organisatorischer Fragestellungen und perioperativer Abläufe des Gebietes
  • der gebietsbezogenen Behandlung akuter Schmerzzustände, auch im Bereich der perioperativen Medizin
  • der Behandlung akuter Störungen der Vitalfunktionen, einschließlich Beatmungsverfahren und notfallmäßiger Schrittmacheranwendung
  • notfallmedizinischen Maßnahmen
  • der Betreuung palliativmedizinisch zu versorgender Patienten
  • der Infusions- und Hämotherapie einschließlich parenteraler Ernährung
  • der gebietsbezogenen Arzneimitteltherapie einschließlich der perioperativen Medikation
  • psychogenen Symptomen, somatopsychischen Reaktionen und psychosozialen Zusammenhängen
  • der Indikationsstellung, sachgerechten Probengewinnung und -behandlung für Laboruntersuchungen und Einordnung der Ergebnisse in das Krankheitsbild

Definierte Untersuchungs- und Behandlungsverfahren:

  • Maßnahmen zur Behandlung akut gestörter Vitalfunktionen
  • Beatmungstechniken einschließlich der Beatmungsentwöhnung
  • Punktions- und Katheterisierungstechniken einschließlich Legen von Drainagen und zentralvenösen Zugängen sowie der Gewinnung von Untersuchungsmaterial
  • Infusions-, Transfusions- und Blutersatztherapie, enterale und parenterale Ernährung
  • Elektrokardiogramme
  • selbstständig durchgeführte Anästhesieverfahren, davon
    • im Gebiet Chirurgie
    • im Gebiet Frauenheilkunde und Geburtshilfe
    • bei Säuglingen und Kleinkindern bis zum vollendeten 5. Lebensjahr in wenigstens zwei weiteren operativen Gebieten
    • bei Eingriffen im Kopf-Hals-Bereich
    • rückenmarksnahe Regionalanästhesien
    • periphere Regionalanästhesien und Nervenblockaden
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Quelle: Bundesärztekammer | Grafik Ilona Burgarth - ilonaburgarth.com | Nutzungsbedingungen Grafiken

Überwiegend stationäre Tätigkeit

2019 zählte die Ärztestatistik in Deutschland rund 526.200 Ärzte und Ärztinnen:

  • 123.700 Ärzt:innen waren nicht ärztlich tätig oder im Ruhestand.
  • Ärztlich tätig waren insgesamt 402.500 Ärzt:innen, davon waren
    • 207.200 Ärzt:innen stationär und 159.900 Ärzt:innen ambulant tätig
    • 35.500 Ärzt:innen waren berufstätig, aber nicht im ambulanten oder ärztlichen Dienst (z.B. in Behörden oder anderen Institutionen)
  • Die Statistik zählte in der ambulanten und stationären Versorgung 23.717 Anästhesist:innen. Das sind etwa 6,5% aller stationär und ambulant tätigen Ärzt:innen.
  • 2.110 Anästhesist:innen sind in Behörden und Instituten tätig, oder befinden sich im Ruhestand.
  • In der stationären Versorgung waren 19.353 Anästhesist:innen (81,6%) tätig, davon sind 8.341 Frauen (Anteil ca. 43,1%). 
    • 1.496 in leitender Funktion | Frauenanteil 12,1% (178)
    • in nicht leitender Funktion: 17.879 | Frauenanteil 45,7% (8.168)

Auffallend: der Anteil der Frauen in leitender Funktion ist in Relation zur Gesamtzahl stationär tätiger Ärztinnen niedrig. Von 1.474 leitenden angestellten Ärzt:innen sind nur 12,1% Frauen (178). Der Anteil von Frauen in leitender Position über alle Fachbereiche in der stationären Versorgung liegt bei 14,2%.

Anästhesiologische Praxen erbringen - vor allem in kleineren Krankenhäusern und Kliniken - auch in der stationären Krankenversorgung Anästhesiedienstleistungen (Outsourcing), und sind damit eng eingebunden in die stationäre Medizin. 
In der ambulanten Versorgung waren 2019 insgesamt 4.364 Anästhesist:innen tätig:

  • davon etwa 65% als niedergelassener Arzt/Ärztin mit einer eigenen Praxis (2.833) | der Frauenanteil beträgt hier 40,5%
  • davon 1.531 als angestellte Anästhesisten/Anästhesistinnen | Frauenanteil ca. 57,8%
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Quelle: Bundesärztekammer | Grafik Ilona Burgarth - ilonaburgarth.com | Nutzungsbedingungen Grafik

Berufliche Perspektiven in Anästhesiologie

Ein Blick auf die Altersstruktur zeigt, dass etwa 20% (fast 4.900) aller Anästhesist:innen über 60 Jahre alt sind. Etwa 1.250 sind sogar über 65, aber immer noch berufstätig.

Wenn man bedenkt, dass 2019 nur etwas weniger als 1.150 Ärzten/Ärztinnen die Fachweiterbildung Anästhesiologie neu absolviert haben wird kenntlich, dass Anästhesist:innen in den kommenden Jahren sowohl im ambulanten als auch stationären Bereich sehr gute Berufschancen haben. 
Dies gilt insbesondere dann, wenn weitere Subspezialisierungen wie bspw. Schmerztherapie, Intensivmedizin oder die Palliativmedizin vorhanden sind.

"Ambionierte und gut ausgebildete Anästhesist:innen können sich sowohl die Region als auch die Art des Einsatzbereiches (fast) aussuchen. Die Perspektive für Fachärzte für Anästhesiologie / Fachärztinnen für Anästhesiologie ist exzellent. Die Nachfrage nach anästhesiologischen Leistungen in der Diagnose und Therapie wächst nachhaltig."

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Ärztestatistik 2019: Bundesärztekammer